Studie

Welche Customer Journey maximiert den ROI bei Versicherern?

Eine ökonomische Analyse der wertvollsten Berührungspunkte und zukünftiger Entwicklungen
Autor
Brand Science Institute
Veröffentlicht
23. Februar 2025
Views
2759

1. Einleitung

1.1 Bedeutung der Customer Journey im Versicherungsmanagement

Die Gestaltung der Customer Journey stellt in der Versicherungsbranche einen zentralen Erfolgsfaktor dar. Da Versicherungsprodukte immaterieller Natur sind und sich durch langfristige Vertragslaufzeiten sowie hohe Komplexität auszeichnen, spielt die Kundeninteraktion entlang verschiedener Berührungspunkte eine entscheidende Rolle. Während sich viele Branchen durch wiederkehrende, transaktionale Kaufentscheidungen auszeichnen, ist die Customer Journey im Versicherungsbereich durch eine langfristige Beziehung zwischen Kunde und Anbieter geprägt. Dies macht es erforderlich, nicht nur den Akquisitionsprozess zu optimieren, sondern auch Kundenbindung, Servicequalität und Schadenmanagement als kritische Erfolgsfaktoren zu betrachten.

Im Kontext der digitalen Transformation stehen Versicherer vor der Herausforderung, ihre Customer Journeys an veränderte Kundenbedürfnisse und technologische Entwicklungen anzupassen. Die zunehmende Nutzung digitaler Kanäle, die Automatisierung von Serviceprozessen sowie die Verlagerung von Interaktionen in hybride oder rein digitale Umfelder führen dazu, dass traditionelle Kundenbeziehungen neu gedacht werden müssen. Kunden erwarten heute nicht nur eine reibungslose Abwicklung bei Vertragsabschlüssen und Schadenfällen, sondern auch eine personalisierte Betreuung und transparente Kommunikation entlang der gesamten Customer Journey.

Zudem sind Versicherungsunternehmen durch die steigende Marktkonkurrenz von InsurTechs und Direktanbietern gezwungen, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, um Kosten zu reduzieren und die Kundenloyalität zu erhöhen. Dies erfordert eine präzise Analyse der Werttreiber innerhalb der Customer Journey, insbesondere unter der Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Aspekten. Die zentrale Fragestellung, die sich daraus ergibt, ist, welche Customer Journey innerhalb des Versicherungsmanagements den größten Wertbeitrag liefert und wie dieser durch datenbasierte Entscheidungen maximiert werden kann.

1.2 Zielsetzung: Identifikation der wertvollsten Customer Journey unter Kosten-Nutzen-Aspekten

Ziel dieser Untersuchung ist die Identifikation derjenigen Customer Journey, die für das Versicherungsmanagement den höchsten wirtschaftlichen Wert generiert. Die zentrale Forschungsfrage lautet, welche Customer Journey entlang relevanter Key Performance Indicators (KPIs) den höchsten Einfluss auf Profitabilität, Kundenzufriedenheit und Effizienz hat.

Um diese Frage zu beantworten, werden die verschiedenen Customer Journeys in der Versicherungsbranche vergleichend analysiert. Dabei stehen unter anderem die Purchase Journey, die Claims Journey, die Renewal & Retention Journey, die Customer Support Journey sowie die Cross-Selling & Upselling Journey im Fokus. Während einige dieser Journeys unmittelbar mit Umsatzgenerierung verbunden sind, beeinflussen andere maßgeblich die langfristige Kundenbeziehung und das Risiko von Abwanderung.

Die Untersuchung erfolgt unter der Prämisse, dass nicht jede Customer Journey den gleichen wirtschaftlichen Nutzen erbringt. Während die Akquise eines Neukunden (Purchase Journey) hohe Investitionen erfordert und durch hohe Kundenakquisitionskosten (Customer Acquisition Cost, CAC) gekennzeichnet ist, können Bestandkunden durch gezielte Maßnahmen zur Vertragsverlängerung (Renewal & Retention Journey) effizienter an das Unternehmen gebunden werden. Gleichzeitig ist bekannt, dass insbesondere die Schadenfallabwicklung (Claims Journey) einen direkten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und den Net Promoter Score (NPS) hat, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Vertragsverlängerung und Weiterempfehlung beeinflusst.

Die zentrale Zielsetzung dieser Analyse besteht daher darin, die Customer Journeys auf Basis von Kosten-Nutzen-Überlegungen zu bewerten und herauszuarbeiten, welche Journey den höchsten strategischen Wert für Versicherungsunternehmen besitzt.

1.3 Methodik: Analyse durch KPI-Messung und empirische Studien

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird eine kombinierte Methodik aus quantitativen und qualitativen Analysetechniken angewandt. Im ersten Schritt erfolgt eine umfassende Literaturrecherche sowie eine theoretische Analyse der verschiedenen Customer Journeys, um deren spezifische Merkmale, Herausforderungen und Potenziale zu identifizieren.

Im zweiten Schritt werden relevante Key Performance Indicators (KPIs) definiert, die eine objektive Bewertung der Customer Journeys ermöglichen. Dazu gehören unter anderem die Conversion Rate (CVR), die Customer Retention Rate (CRR), der Customer Lifetime Value (CLV), die Kosten der Kundenakquise (CAC) sowie der Net Promoter Score (NPS). Diese Metriken ermöglichen eine quantitative Einschätzung darüber, welche Customer Journey den größten wirtschaftlichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg besitzt.

Im empirischen Teil der Untersuchung werden umfangreiche Daten aus einer groß angelegten Studie zu Customer Journeys im Versicherungsbereich ausgewertet. Diese Daten stammen aus realen Versicherungsunternehmen und basieren auf einer Analyse von Kundeninteraktionen, Abschlussraten, Serviceanfragen, Schadenabwicklungen und Vertragsverlängerungen über verschiedene Zeiträume hinweg. Die Erhebung erfolgt sowohl durch interne Unternehmensdaten als auch durch externe Marktstudien, um eine breite Datenbasis zu gewährleisten.

Die Analyse der Customer Journeys erfolgt dabei durch eine vergleichende KPI-Bewertung sowie durch eine Kosten-Nutzen-Analyse, um den Return on Investment (ROI) der einzelnen Journeys zu quantifizieren. Hierbei wird auch untersucht, inwiefern digitale Transformationsprozesse, Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) zur Optimierung der Customer Journeys beitragen können.

2. Überblick über die Customer Journeys in der Versicherungsbranche

2.1 Definition und Bedeutung der Customer Journey

Die Customer Journey beschreibt den gesamten Prozess, den ein Kunde durchläuft, beginnend mit der ersten Wahrnehmung eines Versicherungsbedarfs bis hin zur langfristigen Betreuung nach Vertragsabschluss. In der Versicherungsbranche ist die Customer Journey besonders vielschichtig, da sie zahlreiche Berührungspunkte umfasst, die sowohl digital als auch analog stattfinden können.

Die Besonderheit der Customer Journey im Versicherungswesen liegt in der hohen Komplexität der Produkte und der damit verbundenen Entscheidungsfindung. Versicherungsprodukte sind in der Regel erklärungsbedürftig, langfristig ausgerichtet und mit einem hohen Vertrauensbedarf verbunden. Im Gegensatz zu klassischen Konsumgütern treffen Kunden Versicherungsentscheidungen nicht impulsiv, sondern nach sorgfältiger Abwägung verschiedener Faktoren wie Preis, Leistungsumfang, Vertragsbedingungen und Anbieterreputation.

Die Customer Journey in der Versicherungsbranche unterscheidet sich maßgeblich von anderen Branchen, da sie nicht mit dem Vertragsabschluss endet, sondern über Jahre oder Jahrzehnte hinweg fortgeführt wird. Während viele Unternehmen ihren Fokus auf den Verkaufsprozess legen, ist im Versicherungssektor die gesamte Interaktionskette von entscheidender Bedeutung. Kundenbewertungen, Schadenfälle, Serviceinteraktionen und Vertragsverlängerungen beeinflussen die Kundenzufriedenheit und die langfristige Kundenbindung entscheidend.

Ein systematisches Customer Journey Management ermöglicht es Versicherungsunternehmen, Kundeninteraktionen zu optimieren, Abbruchraten zu minimieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Durch datengetriebene Analysen können Versicherer Engpässe identifizieren und gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Customer Experience umsetzen. Dies führt nicht nur zu einer höheren Kundenzufriedenheit, sondern auch zu einer stärkeren Kundenbindung und einer optimierten Profitabilität des Unternehmens.

2.2 Die zentralen Customer Journeys und ihre Charakteristika

In der Versicherungsbranche lassen sich mehrere Customer Journeys identifizieren, die jeweils unterschiedliche Herausforderungen und Optimierungspotenziale aufweisen. Diese Journeys umfassen sowohl die Phase der Neukundengewinnung als auch die langfristige Betreuung von Bestandskunden. Eine detaillierte Analyse der einzelnen Customer Journeys ermöglicht es, die wertvollsten Berührungspunkte zu identifizieren und gezielt zu verbessern.

Purchase Journey – Abschlussprozess und digitale Kaufinteraktionen

Die Purchase Journey umfasst den gesamten Prozess der Entscheidungsfindung und des Vertragsabschlusses. Sie beginnt mit der Wahrnehmung eines Versicherungsbedarfs durch den Kunden, gefolgt von der Informations- und Vergleichsphase, in der der Kunde verschiedene Versicherungsprodukte evaluiert. Die Entscheidungsfindung wird maßgeblich durch digitale Kanäle beeinflusst, insbesondere durch Vergleichsportale, Online-Rezensionen und automatisierte Beratungstools.

Die größten Herausforderungen in der Purchase Journey bestehen in der Transparenz der Versicherungsprodukte und der Minimierung von Hürden im Abschlussprozess. Kunden erwarten intuitive, verständliche und schnelle Vertragsabschlüsse, die idealerweise digital erfolgen. Versicherer stehen daher vor der Aufgabe, ihre digitalen Abschlussprozesse zu optimieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass Kunden die angebotenen Produkte in ihrer Komplexität nachvollziehen können.

Zudem beeinflussen Faktoren wie Preisgestaltung, individuelle Tarifanpassungen und der Omnichannel-Ansatz die Conversion-Rate erheblich. Moderne Versicherer setzen zunehmend auf KI-gestützte Beratungssysteme, um Kunden personalisierte Angebote in Echtzeit bereitzustellen und die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses zu maximieren.

Claims Journey – Schadenabwicklung und Kundenzufriedenheit

Die Claims Journey stellt einen der kritischsten Berührungspunkte in der Versicherungsbranche dar, da sie maßgeblich über die Kundenzufriedenheit entscheidet. Der Schadenfall ist für den Kunden der Moment, in dem sich die Leistung der Versicherung bewähren muss. Verzögerungen, mangelnde Transparenz oder eine komplizierte Schadenbearbeitung können zu Frustration und einem hohen Wechselrisiko führen.

Die Schadenfallabwicklung beginnt mit der Schadensmeldung und umfasst die gesamte Bearbeitung, Prüfung und Auszahlung. Moderne Versicherer setzen verstärkt auf digitale Schadenmeldungen, KI-gestützte Schadenanalysen und automatisierte Prozesse, um die Bearbeitungszeit zu minimieren. Kunden erwarten eine einfache und schnelle Abwicklung, idealerweise mit Echtzeit-Statusupdates über eine App oder ein Kundenportal.

Die größte Herausforderung in der Claims Journey besteht darin, Effizienz und Kundenorientierung zu vereinen. Während Versicherer bestrebt sind, Kosten durch genaue Schadenprüfungen zu kontrollieren, erwarten Kunden eine zügige und unbürokratische Regulierung. Unternehmen, die in der Schadenabwicklung durch digitale Innovationen und eine transparente Kommunikation überzeugen, stärken nicht nur ihre Kundenbindung, sondern auch ihre Reputation am Markt.

Renewal & Retention Journey – Vertragsverlängerung und Kundenbindung

Die Renewal & Retention Journey beschreibt den Prozess der Vertragsverlängerung und der Maßnahmen zur Kundenbindung. Viele Versicherungsverträge laufen über mehrere Jahre, wodurch die Verlängerungsphase entscheidend für die Kundenloyalität ist. Kunden, die ihren Vertrag verlängern, generieren langfristige Einnahmen für den Versicherer, während die Akquise neuer Kunden mit hohen Kosten verbunden ist.

Ein zentrales Element dieser Journey ist die frühzeitige Kommunikation mit dem Kunden vor Ablauf des Vertrags. Versicherer müssen sicherstellen, dass Kunden rechtzeitig über Verlängerungsoptionen informiert werden und ihnen personalisierte Anreize für eine Vertragsfortführung geboten werden. Kundenbindung kann durch transparente Tarifanpassungen, Treueboni oder flexible Vertragsmodifikationen gefördert werden.

Die größte Herausforderung besteht darin, Kündigungen zu verhindern und Abwanderungsrisiken frühzeitig zu erkennen. KI-gestützte Churn-Prevention-Modelle analysieren Kundendaten, um Wechselwahrscheinlichkeiten zu prognostizieren und gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten. Erfolgreiche Versicherer kombinieren datenbasierte Kundenanalysen mit maßgeschneiderten Retention-Strategien, um die Vertragsverlängerungsrate nachhaltig zu steigern.

Customer Support Journey – Serviceerfahrungen nach dem Abschluss

Die Customer Support Journey umfasst alle Serviceinteraktionen nach Vertragsabschluss. Kunden erwarten eine einfache Erreichbarkeit, kompetente Beratung und schnelle Problemlösungen. Die Servicequalität hat einen direkten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und spielt eine wesentliche Rolle bei der langfristigen Bindung an den Versicherer.

Die Digitalisierung hat den Kundenservice grundlegend verändert. Kunden bevorzugen zunehmend Self-Service-Optionen über digitale Portale oder Apps, während komplexe Anfragen weiterhin persönliche Beratung erfordern. Versicherer setzen daher verstärkt auf hybride Service-Modelle, die digitale und persönliche Interaktionen miteinander verbinden.

Eine der größten Herausforderungen in der Customer Support Journey ist die nahtlose Integration von Omnichannel-Services. Kunden sollten unabhängig vom gewählten Kommunikationskanal eine konsistente und effiziente Unterstützung erhalten. Moderne Versicherer setzen verstärkt auf KI-gestützte Chatbots, Automatisierungen und proaktive Serviceangebote, um den Kundensupport zu optimieren.

Cross-Selling & Upselling Journey – Umsatzsteigerung durch Zusatzverkäufe

Die Cross-Selling & Upselling Journey zielt darauf ab, bestehende Kunden durch Zusatzversicherungen oder Premiumtarife weiter an das Unternehmen zu binden. Versicherer nutzen Datenanalysen, um personalisierte Angebote basierend auf dem individuellen Risikoprofil und bisherigen Vertragsverhalten zu erstellen.

Die Herausforderung liegt in der Relevanz der Angebote. Kunden akzeptieren Zusatzangebote nur dann, wenn sie einen klar erkennbaren Mehrwert bieten. Erfolgreiche Versicherer setzen auf datenbasierte Segmentierungen und Predictive Analytics, um gezielte Upselling-Kampagnen durchzuführen.

Prevention Journey – Risikomanagement und Schadensprävention

Die Prevention Journey verlagert den Fokus von der reinen Schadensregulierung hin zur präventiven Vermeidung von Schäden. Moderne Versicherer nutzen datengetriebene Risikobewertungen, Smart-Home-Technologien oder Telematik-Tarife, um Kunden aktiv bei der Risikoreduzierung zu unterstützen.

Die Herausforderung besteht darin, Kunden zur aktiven Nutzung präventiver Maßnahmen zu motivieren. Versicherer, die Präventionslösungen erfolgreich in ihre Customer Journey integrieren, können langfristig Schadenquoten reduzieren und gleichzeitig die Kundenbindung stärken.

Insgesamt zeigen die verschiedenen Customer Journeys, dass Versicherer datengetriebene Strategien nutzen müssen, um Kundenerwartungen zu erfüllen, Effizienz zu steigern und langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.

3. Vergleich der Customer Journeys anhand von KPIs und Wertbeitrag

3.1 Definition und Auswahl der Key Performance Indicators (KPIs)

Die Messung der Effektivität und Effizienz einer Customer Journey in der Versicherungsbranche erfordert eine systematische Evaluierung auf Basis relevanter Leistungsindikatoren. Die Key Performance Indicators (KPIs) dienen dabei als zentrale Messgrößen, um den ökonomischen und strategischen Wert der unterschiedlichen Customer Journeys zu quantifizieren. In der vorliegenden Analyse werden sechs zentrale KPIs herangezogen, um eine vergleichbare Bewertung der Journeys hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit, Kundenzufriedenheit und langfristigen Wertschöpfung zu ermöglichen.

Die Conversion Rate (CVR) stellt einen der bedeutendsten Indikatoren dar, um die Effizienz der Purchase Journey zu bewerten. Sie misst das Verhältnis zwischen Interessenten, die sich über eine Versicherung informieren, und jenen, die tatsächlich einen Vertrag abschließen. Eine hohe Conversion Rate deutet auf eine optimierte Benutzerführung, eine klare Produktkommunikation und eine geringe Anzahl von Hürden im Abschlussprozess hin. Die Optimierung der Conversion Rate ist entscheidend, da jede Verbesserung einen direkten Einfluss auf die Umsatzsteigerung hat, ohne dass zusätzliche Akquisitionskosten anfallen.

Die Customer Retention Rate (CRR) beschreibt den prozentualen Anteil der Kunden, die nach einer bestimmten Zeitspanne weiterhin aktive Vertragsnehmer bleiben. Diese Kennzahl ist insbesondere für die Renewal & Retention Journey von hoher Bedeutung, da langfristige Kundenbindung maßgeblich zur Rentabilität eines Versicherers beiträgt. Eine hohe Kundenbindungsrate reduziert die Notwendigkeit kostenintensiver Neukundengewinnung und wirkt sich positiv auf den Customer Lifetime Value aus. Der Wert dieses KPIs steigt mit der Anzahl der Kunden, die ihre Verträge verlängern, was unter anderem durch personalisierte Ansprache, gezielte Kundenbindungsprogramme und transparente Kommunikation gefördert werden kann.

Der Customer Lifetime Value (CLV) gibt an, welchen wirtschaftlichen Wert ein Kunde über die gesamte Dauer der Geschäftsbeziehung für das Unternehmen generiert. Diese Metrik berücksichtigt sowohl den durchschnittlichen Vertragswert als auch die Verweildauer des Kunden. Besonders relevant ist der CLV für die Cross-Selling & Upselling Journey, da hier der Fokus auf einer langfristigen Wertsteigerung der bestehenden Kundenbasis liegt. Unternehmen mit einem hohen CLV können sich verstärkt auf die Pflege bestehender Kundenbeziehungen konzentrieren und gezielt profitable Segmente innerhalb ihrer Kundendatenbank identifizieren.

Ein zentraler Kostenindikator ist der Customer Acquisition Cost (CAC), der die durchschnittlichen Kosten für die Gewinnung eines neuen Kunden beschreibt. Diese Kennzahl ist besonders für die Purchase Journey relevant, da hier hohe Marketing- und Vertriebsausgaben anfallen. Eine geringe CAC-Quote deutet auf eine effiziente und zielgerichtete Neukundenstrategie hin, während hohe Werte auf Optimierungspotenziale in den Werbemaßnahmen oder Abschlussprozessen hindeuten. Die Abwägung zwischen Akquisitionskosten und CLV ist entscheidend für die Bestimmung der Wirtschaftlichkeit einer Customer Journey.

Der Net Promoter Score (NPS) misst die Empfehlungsbereitschaft der Kunden und ist ein wichtiger Indikator für die Qualität der Customer Experience entlang der gesamten Customer Journey. Besonders für die Referral & Advocacy Journey ist dieser Wert von hoher Relevanz, da positive Kundenempfehlungen die Akquisekosten senken und die organische Wachstumsrate des Versicherers steigern können. Ein hoher NPS-Wert deutet auf eine hohe Kundenzufriedenheit und eine starke Markenbindung hin, während niedrige Werte darauf hindeuten, dass Kunden ihre Erwartungen nicht erfüllt sehen.

In der Claims Journey spielen zudem die Schadenbearbeitungszeit und Servicekosten eine zentrale Rolle. Die Geschwindigkeit und Effizienz der Schadenregulierung haben einen direkten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und den NPS-Wert. Lange Bearbeitungszeiten oder hohe Kosten durch ineffiziente Prozesse führen zu Unzufriedenheit und einem erhöhten Risiko der Kundenabwanderung. Versicherer, die moderne Automatisierungstechnologien und digitale Schadenmeldesysteme implementieren, können diesen KPI signifikant optimieren.

3.2 Empirische Studie: Vergleich von Versicherungsunternehmen

Zur umfassenden Analyse der Customer Journeys in der Versicherungsbranche wurde eine empirische Studie durchgeführt, die eine Vielzahl von Datenpunkten aus verschiedenen Versicherungsunternehmen einbezieht. Die Grundlage dieser Untersuchung bildet eine quantitative Auswertung von Customer Journeys über einen Zeitraum von drei Jahren. Dabei wurden sowohl traditionelle Versicherungsanbieter als auch InsurTechs betrachtet, um unterschiedliche Geschäftsmodelle und deren Einfluss auf die KPI-Entwicklung zu berücksichtigen.

Die Datenerhebung erfolgte durch die Analyse interner CRM-Systeme der Versicherer, aggregierte Kundendaten, Umfragen zur Kundenzufriedenheit und externe Marktstudien. Um eine objektive Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden die Daten normalisiert und auf Basis standardisierter Metriken evaluiert.

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Variation der KPIs entlang der verschiedenen Journeys gewidmet. In der Purchase Journey wurde beispielsweise festgestellt, dass InsurTechs durch vollständig digitale Abschlussprozesse eine signifikant höhere Conversion Rate aufweisen als klassische Versicherer mit hybriden Vertriebsmodellen. Gleichzeitig konnte beobachtet werden, dass traditionelle Anbieter durch persönliche Beratung eine höhere Kundenbindung und einen besseren CLV erzielen.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Studie war die Kosten-Nutzen-Analyse der verschiedenen Journeys. Hierbei wurde der Return on Investment (ROI) jeder Journey berechnet, indem die erzielten Umsätze mit den jeweiligen Prozess- und Akquisitionskosten ins Verhältnis gesetzt wurden. Dies ermöglichte eine detaillierte Bewertung, welche Customer Journeys den größten wirtschaftlichen Wertbeitrag leisten und welche Investitionen sich langfristig am meisten auszahlen.

3.3 Ergebnisse der Analyse: Welche Customer Journey liefert den größten Wertbeitrag?

Die Analyse der Key Performance Indicators (KPIs) hat signifikante Unterschiede in der Wertschöpfung der verschiedenen Customer Journeys innerhalb der Versicherungsbranche offenbart. Jede dieser Journeys trägt auf ihre Weise zur Wirtschaftlichkeit eines Versicherungsunternehmens bei, jedoch variieren sowohl die direkten finanziellen Auswirkungen als auch die langfristigen strategischen Vorteile. Besonders im Kontext der Kosten-Nutzen-Analyse wurden deutliche Differenzen hinsichtlich der Effizienz einzelner Prozesse und ihrer Auswirkungen auf die Kundenbindung und Rentabilität festgestellt.

Die Purchase Journey, die sich auf den Erstabschluss einer Versicherung konzentriert, generierte erwartungsgemäß den höchsten direkten Umsatzbeitrag. Die Conversion Rate (CVR) wurde als zentrale Messgröße herangezogen, um die Effizienz des digitalen Kaufprozesses und der vertrieblichen Maßnahmen zu bewerten. Dabei zeigte sich, dass Versicherer mit einem hohen Grad an digitaler Automatisierung – insbesondere durch den Einsatz von KI-gestützten Chatbots, prädiktiven Modellen zur Kundensegmentierung und automatisierten Vertragsabschlüssen – signifikant höhere Conversion Rates verzeichneten. Gleichzeitig war diese Journey mit den höchsten Customer Acquisition Costs (CAC) verbunden, da erhebliche Investitionen in Online-Marketing, Performance Advertising und Vergleichsplattformen notwendig waren, um potenzielle Kunden auf die Angebote aufmerksam zu machen. Die Kosten-Nutzen-Analyse ergab, dass die Rentabilität der Purchase Journey stark von der Länge der Kundenbeziehung abhing. Kunden mit einem hohen Customer Lifetime Value (CLV) konnten die initialen Akquisitionskosten ausgleichen, während Kunden mit einer geringen Bindungsdauer wirtschaftlich nicht nachhaltig waren. Somit wurde deutlich, dass die Purchase Journey zwar eine notwendige Säule des Versicherungsmanagements darstellt, jedoch aufgrund der hohen Akquisitionskosten und der Unsicherheit hinsichtlich langfristiger Kundenbindung nicht den größten Wertbeitrag lieferte.

Ein besonders kritischer Bereich innerhalb der Customer Journey war die Claims Journey, also der Prozess der Schadenfallabwicklung. Die Untersuchung zeigte, dass die Geschwindigkeit und Transparenz der Schadenbearbeitung maßgeblich zur Kundenzufriedenheit und damit zur Kundenbindung beitrugen. Unternehmen mit effizienteren Schadenprozessen – insbesondere durch den Einsatz digitaler Schadenmeldesysteme, automatisierter Betrugserkennung und einer optimierten internen Kommunikation – wiesen signifikant bessere Net Promoter Score (NPS)-Werte auf. Versicherer mit einer schnellen und unbürokratischen Abwicklung von Schadenfällen hatten nicht nur eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kunden den Vertrag verlängerten, sondern auch eine stärkere Empfehlungsbereitschaft. Dies führte zu einer indirekten Senkung der Akquisitionskosten, da positiv eingestellte Kunden ihre Erfahrungen im Bekanntenkreis weitergaben und so die Referral & Advocacy Journey unterstützten. Trotz der hohen operativen Bedeutung der Claims Journey konnte jedoch festgestellt werden, dass ihr direkter ökonomischer Wertbeitrag im Vergleich zu anderen Journeys geringer war, da die Schadenregulierung per Definition mit hohen Kosten für den Versicherer verbunden ist. Effizienzsteigerungen in diesem Bereich führten daher primär zu Kostensenkungen, aber nicht unmittelbar zu zusätzlichen Einnahmen.

Die Renewal & Retention Journey erwies sich in der Kosten-Nutzen-Analyse als die wirtschaftlich wertvollste Phase der Customer Journey. Die Untersuchung zeigte, dass die Kundenbindung entscheidend für die Rentabilität eines Versicherers war, da die Kosten für die Neukundengewinnung die Kosten für die Kundenbindung um ein Vielfaches überstiegen. Unternehmen mit hohen Retention Rates hatten einen überdurchschnittlich hohen Customer Lifetime Value (CLV), da Bestandskunden nicht nur weiterhin Prämien zahlten, sondern auch eine höhere Bereitschaft zeigten, zusätzliche Versicherungsprodukte abzuschließen. Besonders Versicherer, die KI-gestützte prädiktive Analysen zur Kündigungsprognose einsetzten, konnten durch frühzeitige Maßnahmen – beispielsweise personalisierte Angebote, gezielte Kommunikation oder exklusive Treueboni – die Abwanderungsrate signifikant reduzieren. Eine hohe Retention Rate führte zudem zu einem positiven Spillover-Effekt auf die Markenwahrnehmung und reduzierte negative Bewertungen, die potenzielle Neukunden abschrecken könnten. Der wirtschaftliche Wertbeitrag dieser Journey war daher besonders hoch, da hier sowohl direkte Umsatzsteigerungen durch Vertragsverlängerungen als auch indirekte Vorteile durch eine verbesserte Markenbindung und niedrigere Akquisitionskosten erzielt wurden.

Die Cross-Selling & Upselling Journey wurde ebenfalls als ein kritischer Faktor für die Erhöhung des Customer Lifetime Value identifiziert. Versicherer, die personalisierte Zusatzangebote auf Basis von Verhaltens- und Schadenshistorien ihrer Kunden unterbreiteten, konnten eine überdurchschnittlich hohe Erfolgsquote bei zusätzlichen Vertragsabschlüssen verzeichnen. Die Studie zeigte, dass datengetriebene Modelle zur Produktpersonalisierung besonders effektiv waren, um Kunden zum Kauf von Zusatzversicherungen oder Premiumtarifen zu bewegen. Hierbei wurde deutlich, dass Kunden, die in einer frühen Phase der Customer Journey positivere Serviceerfahrungen gemacht hatten – beispielsweise durch eine transparente Schadenregulierung oder eine reibungslose Vertragsverlängerung – eine höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, Cross-Selling-Angebote anzunehmen. Dies unterstreicht die starke Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Journeys und zeigt, dass der Erfolg des Cross-Sellings stark von der Qualität der vorhergehenden Interaktionen beeinflusst wurde.

Die Referral & Advocacy Journey wurde lange Zeit als weniger bedeutsam angesehen, stellte sich jedoch in der Analyse als wertvoller als bisher angenommen heraus. Kunden mit positiven Erfahrungen, insbesondere in der Schadenregulierung und im Kundenservice, zeigten eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, den Versicherer weiterzuempfehlen. Unternehmen mit einem hohen Net Promoter Score (NPS) verzeichneten eine signifikante Reduktion der Akquisitionskosten, da die Gewinnung von Neukunden durch Empfehlungen deutlich günstiger war als über klassische Werbekanäle. Zusätzlich konnte beobachtet werden, dass Empfehlungen besonders innerhalb sozialer Netzwerke eine starke Hebelwirkung hatten, was in einem sich digitalisierenden Marktumfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt. Versicherer mit strukturierten Empfehlungsprogrammen und Anreizsystemen für bestehende Kunden konnten diesen Effekt weiter verstärken und so eine nachhaltige Verbesserung der organischen Wachstumsrate erzielen.

Die aggregierte Bewertung der unterschiedlichen Customer Journeys anhand der KPIs ergab, dass die Renewal & Retention Journey unter Kosten-Nutzen-Aspekten den größten Wertbeitrag für Versicherungsunternehmen lieferte. Kundenbindung erwies sich als der wirtschaftlich nachhaltigste Hebel zur Steigerung der Rentabilität, da sie die Notwendigkeit teurer Neukundengewinnung minimierte und gleichzeitig positive Effekte auf den Customer Lifetime Value hatte. Während andere Journeys, insbesondere die Purchase Journey und die Claims Journey, ebenfalls eine entscheidende Rolle spielten, lag deren Wertbeitrag entweder in der initialen Umsatzgenerierung oder in der Kostensenkung, jedoch nicht in der Maximierung langfristiger Profitabilität. Die Studie verdeutlichte zudem, dass die verschiedenen Journeys in einem stark wechselseitigen Verhältnis stehen und dass Unternehmen, die eine kohärente Strategie zur Optimierung der gesamten Customer Experience implementieren, die besten wirtschaftlichen Ergebnisse erzielten. Die Zukunft der Versicherungsbranche wird zunehmend davon abhängen, inwiefern datengetriebene Prozesse und KI-gestützte Personalisierungsmaßnahmen genutzt werden, um die Kundenbindung zu maximieren und damit den langfristigen Wertbeitrag der Customer Journey weiter zu steigern.

4. Zukunft der Customer Journey in der Versicherungsbranche

Die zukünftige Entwicklung der Customer Journey in der Versicherungsbranche wird maßgeblich durch tiefgreifende Veränderungen in der Kundenwahrnehmung, den digitalen Entscheidungsräumen sowie den technologischen Fortschritten in der Datenanalyse und künstlichen Intelligenz geprägt. Während traditionelle Customer Journeys noch stark auf standardisierte Vertriebskanäle und lineare Entscheidungsprozesse setzten, erfordern neue Konsumgewohnheiten und digitale Ökosysteme eine radikale Neuausrichtung der Interaktionsmodelle zwischen Versicherern und Kunden. Die Analyse zeigt, dass insbesondere Psychorealitäten, algorithmisch geformte Entscheidungsräume und neue Paradigmen der Kundeninteraktion eine zentrale Rolle für die zukünftige Gestaltung der Customer Journey spielen.

4.1 Psychorealitäten und veränderte Kundenwahrnehmungen

Die Wahrnehmung von Versicherungen und deren Entscheidungsprozesse wird zunehmend durch psychologische Mechanismen beeinflusst, die über klassische wirtschaftliche Kalküle hinausgehen. Kognitive Verzerrungen, emotionale Bewertungen und soziale Vergleichsmechanismen prägen die Art und Weise, wie Kunden Risiken einschätzen und Versicherungsprodukte auswählen. Empirische Studien zeigen, dass insbesondere die Verfügbarkeitsheuristik eine entscheidende Rolle spielt: Kunden neigen dazu, Risiken als wahrscheinlicher wahrzunehmen, wenn sie kürzlich in den Medien oder im persönlichen Umfeld thematisiert wurden. Dies führt dazu, dass etwa nach Naturkatastrophen oder prominenten Versicherungsfällen eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Policen entsteht, unabhängig von der objektiven Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts.

Darüber hinaus verändert sich die Vertrauensdynamik in digitalen und analogen Interaktionen. Während klassische Versicherungsmodelle stark auf persönliche Beratungsgespräche und langfristige Kundenbetreuung setzten, zeigt sich in der digitalen Versicherungslandschaft eine zunehmende Skepsis gegenüber standardisierten Vertriebsmechanismen. Kunden erwarten transparente Entscheidungsprozesse, in denen Versicherer nicht als reine Risikoträger, sondern als vertrauenswürdige Partner im Risikomanagement wahrgenommen werden. Das Paradoxon der Digitalisierung besteht darin, dass Kunden einerseits hohe Erwartungen an automatisierte Prozesse und datengetriebene Entscheidungen haben, andererseits jedoch Misstrauen gegenüber Black-Box-Algorithmen und intransparenten Prämienmodellen entwickeln. Versicherer stehen vor der Herausforderung, digitale Vertrauensmechanismen zu etablieren, indem sie algorithmische Entscheidungsmodelle verständlich kommunizieren und durch transparente Feedbacksysteme die Kundenakzeptanz erhöhen.

4.2 Bubbles und digitale Ökosysteme als neue Entscheidungsräume

Die zunehmende algorithmische Steuerung von Inhalten und Empfehlungen verändert die Art und Weise, wie Kunden Versicherungsentscheidungen treffen. Digitale Filterblasen, die durch personalisierte Werbeanzeigen, Empfehlungsalgorithmen und gezieltes Targeting geformt werden, führen zu einer Fragmentierung der Informationslandschaft. Während traditionelle Versicherungswerbung darauf abzielte, eine breite Masse von Kunden mit generischen Botschaften anzusprechen, bewegen sich moderne Versicherer in hyperpersonalisierten Ökosystemen, in denen jeder Kunde nur noch jene Informationen erhält, die durch maschinelles Lernen als relevant erachtet werden.

Diese algorithmische Steuerung der Customer Journey hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Marktstruktur und den Wettbewerb in der Versicherungsbranche. Untersuchungen zeigen, dass der erste digitale Kontaktpunkt mit einem Versicherer maßgeblich die nachfolgenden Entscheidungsprozesse beeinflusst. Kunden, die über eine gezielte Social-Media-Kampagne oder eine individualisierte Google-Suche auf ein Versicherungsprodukt aufmerksam werden, zeigen eine signifikante Neigung, innerhalb dieser initialen Informationsquelle zu bleiben, anstatt alternative Angebote aktiv zu vergleichen. Dies führt zu einer zunehmenden Schließung von Entscheidungsräumen, in denen Kunden in algorithmisch optimierten Informationsumfeldern agieren, die ihre Risikowahrnehmung und Vertragsentscheidungen subtil beeinflussen.

Die Rolle von Social Media und Bewertungsplattformen innerhalb der Customer Journey gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Während klassische Versicherungsmodelle primär auf formale Informationsquellen wie Maklerempfehlungen, Finanztestberichte oder Unternehmenswebsites setzten, nehmen heute soziale Referenzgruppen und digitale Communities eine zentrale Rolle bei der Risikobewertung und Vertragsentscheidung ein. Plattformen wie Trustpilot, Google Reviews oder spezialisierte Finanzforen formen die Wahrnehmung von Versicherern und beeinflussen Kaufentscheidungen weitaus stärker als klassische Werbemaßnahmen. Versicherer, die es versäumen, ihre digitale Reputation aktiv zu managen, laufen Gefahr, durch wenige negative Bewertungen signifikante Marktanteile zu verlieren, da Kunden zunehmend auf soziale Validierung anstelle institutioneller Autorität setzen.

4.3 Neue Paradigmen der Customer Journey in der Versicherungsbranche

Die klassische Customer Journey in der Versicherungsbranche, die sich stark auf ein produktzentriertes Modell stützte, wird zunehmend durch beziehungsorientierte und datengetriebene Ansätze ersetzt. Die Einführung von Hyperpersonalisierung durch KI und Predictive Analytics ermöglicht es Versicherern, Angebote, Kommunikation und Serviceinteraktionen in Echtzeit an individuelle Kundenprofile anzupassen. Während früher standardisierte Versicherungspakete im Vordergrund standen, basiert die moderne Customer Journey auf einer kontinuierlichen Anpassung der Vertragsbedingungen an das tatsächliche Kundenverhalten. Beispielsweise nutzen moderne Telematik-Versicherungen im Kfz-Bereich Fahrstilanalysen, um individuelle Prämienmodelle zu entwickeln, die dynamisch auf das Verhalten des Versicherten reagieren.

Die Zukunft der Customer Journey erfordert eine Abkehr von rein produktzentrierten Interaktionen hin zu beziehungsorientierten Journeys. Kunden erwarten nicht mehr nur den Abschluss einer Versicherungspolice, sondern eine langfristige Betreuung, die aktiv zur Risikominimierung beiträgt. Dieser Wandel zeigt sich insbesondere in der zunehmenden Bedeutung der Prevention Journey, in der Versicherer Technologien und datenbasierte Analysen nutzen, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und präventive Maßnahmen zu empfehlen. Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, verzeichnen nicht nur eine geringere Schadenbelastung, sondern auch eine stärkere Kundenbindung, da sie als aktive Risikopartner wahrgenommen werden, anstatt nur im Schadensfall zu agieren.

Ein weiteres Paradigma der zukünftigen Customer Journey ist die Integration von Real-Time-Feedback und adaptiven Versicherungsmodellen. Kunden erwarten zunehmend, dass Versicherer in Echtzeit auf Veränderungen in ihrem Risikoprofil reagieren. Dies führt zur Entwicklung von dynamischen Versicherungsmodellen, die sich situativ anpassen lassen. Beispielsweise ermöglichen flexible Policen eine temporäre Anpassung der Deckungssummen oder die Aktivierung von Zusatzleistungen auf Abruf. Diese adaptiven Modelle stellen einen signifikanten Bruch mit traditionellen Jahresverträgen dar und erfordern von Versicherern eine radikale Umgestaltung ihrer Pricing- und Service-Modelle.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Zukunft der Customer Journey in der Versicherungsbranche durch eine zunehmende Personalisierung, algorithmische Steuerung und dynamische Interaktion mit Kunden geprägt sein wird. Die klassischen linearen Modelle der Customer Journey weichen hyperindividualisierten Ökosystemen, in denen Versicherer nicht mehr nur Anbieter von Policen sind, sondern als langfristige Risikopartner agieren. Unternehmen, die es schaffen, diesen Paradigmenwechsel frühzeitig zu antizipieren und ihre Customer Journeys entsprechend anzupassen, werden langfristig einen signifikanten Wettbewerbsvorteil erzielen.

5. Handlungsempfehlungen für Versicherungsunternehmen

Die zukünftige Gestaltung der Customer Journey in der Versicherungsbranche erfordert eine strategische Neuausrichtung, die sowohl technologische Fortschritte als auch veränderte Kundenbedürfnisse berücksichtigt. Die Optimierungspotenziale entlang der Customer Journey lassen sich insbesondere durch Automatisierung, datengetriebene Entscheidungsfindung und eine stärkere Individualisierung der Kundeninteraktion realisieren. Versicherungsunternehmen stehen vor der Herausforderung, effiziente Prozesse zu etablieren, die gleichzeitig ein hohes Maß an Personalisierung ermöglichen, um langfristige Kundenbindungen zu schaffen und die Profitabilität zu steigern.

Eine wesentliche Hebelwirkung ergibt sich durch die konsequente Automatisierung von Prozessen und die Integration digitaler Self-Service-Angebote. Kunden erwarten zunehmend, dass Versicherungsanliegen ohne zeitaufwendige persönliche Interaktionen schnell und unkompliziert gelöst werden können. Der Einsatz von KI-gestützten Chatbots, automatisierten Vertragsabschlussprozessen und digitalen Schadenbearbeitungsplattformen reduziert nicht nur den operativen Aufwand, sondern steigert auch die Kundenzufriedenheit, indem Reaktionszeiten minimiert und Prozesse verschlankt werden. Die Digitalisierung bietet darüber hinaus die Möglichkeit, eine nahtlose Omnichannel-Erfahrung zu schaffen, bei der Kunden flexibel zwischen digitalen und analogen Interaktionspunkten wechseln können, ohne Informationsverluste oder ineffiziente Redundanzen zu erleben.

Ein zentraler Aspekt der Optimierung der Customer Journey liegt in der Personalisierung der Kundenansprache. Untersuchungen zeigen, dass Versicherungsunternehmen, die datengetriebene Personalisierungsstrategien implementieren, eine signifikante Steigerung des Customer Lifetime Value erzielen. Die individuelle Anpassung von Angeboten und Kommunikationsinhalten an das spezifische Risikoprofil eines Kunden erhöht nicht nur die Abschlusswahrscheinlichkeit, sondern fördert auch die Kundenbindung. Durch den Einsatz von Machine Learning und Verhaltensanalysen können Versicherer frühzeitig Kündigungsrisiken identifizieren und gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Customer Retention zu verbessern.

Die datengetriebene Entscheidungsfindung spielt eine zentrale Rolle im modernen Customer Journey Management. Der Einsatz von Predictive Analytics ermöglicht es Versicherungsunternehmen, zukünftiges Kundenverhalten mit hoher Präzision vorherzusagen und proaktiv darauf zu reagieren. Beispielsweise können Algorithmen auf Basis historischer Interaktionsmuster identifizieren, welche Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Versicherung kündigen oder zusätzliche Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen werden. Durch eine frühzeitige, gezielte Kundenansprache lassen sich Abwanderungsraten signifikant reduzieren und Cross-Selling-Potenziale optimal nutzen. Die Integration von Echtzeit-Datenanalysen in die Schadenbearbeitung führt zudem zu einer erheblichen Effizienzsteigerung. AI-gestützte Systeme sind in der Lage, Schadenfälle automatisiert zu analysieren, Betrugsrisiken zu erkennen und eine schnellere Regulierung zu ermöglichen. Dies führt nicht nur zu einer Senkung der Servicekosten, sondern erhöht auch das Vertrauen der Kunden in die Fairness und Transparenz der Schadenbearbeitung.

Die strategischen Implikationen für das Versicherungsmanagement zeigen, dass eine Neuausrichtung der Customer Journey auf die tiefere Berücksichtigung psychologischer Faktoren notwendig ist. Versicherungsentscheidungen werden nicht allein auf rationaler Basis getroffen, sondern sind stark von emotionalen und kognitiven Verzerrungen beeinflusst. Unternehmen, die es verstehen, diese Psychomechanismen gezielt in ihre Kommunikations- und Produktstrategien zu integrieren, werden langfristig einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Die Schaffung vertrauensbasierter, interaktiver Customer Experiences wird zunehmend zur zentralen Differenzierung im Markt. Dies bedeutet, dass Versicherer nicht nur ein funktionales Leistungsspektrum bieten, sondern auch als glaubwürdige und empathische Partner in Risikosituationen wahrgenommen werden müssen. Vertrauen entsteht insbesondere durch transparente Preisstrukturen, verständliche Policen und eine konsequente Kundenorientierung in der Schadenbearbeitung. Die digitale Transformation bietet hier neue Möglichkeiten, Vertrauen durch datengestützte Fairnessmechanismen und interaktive Beratungssysteme zu stärken.

Zusammenfassend ist die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Versicherungsunternehmen eng mit der Fähigkeit verknüpft, die Customer Journey durch intelligente Automatisierung, personalisierte Kundeninteraktion und psychologisch fundierte Strategien zu optimieren. Unternehmen, die es verstehen, diese Elemente in eine ganzheitliche Customer Experience zu überführen, werden nicht nur ihre operative Effizienz steigern, sondern auch eine langfristige emotionale Bindung zu ihren Kunden aufbauen, die weit über den eigentlichen Versicherungsvertrag hinausgeht.

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Das sagen Unsere Kunden

"During my time at Cisco Systems and at Microsoft Corp, I had the privilege to participate at events organized by BSI which became a market reference in the digital marketing arena mostly by the reputation of BSI. BSI as an institution and Nils as a leader were capable to recruit great speakers, address hot topics and..."
Nestor. P.
Microsoft
"BSI is a great company! We have worked with BSI and his team many times. His insight and expertise is invaluable to any brand. Highly recommended!"
Andrew J.
The Focus Room
"Zusammenarbeit klappte hervorragend. Endlich mal nicht nur neue Ideen, sondern mit klarem Fokus auf optimale Umsetzung. Gern wieder."
Boris B.
Gothaer Versicherung
"Hervorragende Expertise, interessante Erkenntnisse und Insights, innovative Maßnahmen und top Umsetzung 👍."
Portrait of a woman
Jan J.
Nestlé

"BSI has always been a reference for me in terms of trends analysis and business impact. The leadership of Nils Andres helps BSI to connect with a worldwide network of top experts and guarantees an expertise that is aligned with the best practices of worldwide leading companies!"
Emmanuel V.
Hub Institute
"Hervorragende Zusammenarbeit mit BSI in diversen digitalen und Branding-Projekten. Das Team versteht sein Handwerk und liefert uns professionelle, kreative und maßgeschneiderte Lösungen auf höchstem Niveau. Klare Empfehlung für eine zuverlässige, innovative Agentur!!"
Jan H.
PPG
"BSI hat in einer umfassenden Analyse umfangreich Daten für uns fundiert ausgewertet, die teilweise überraschenden Ergebnisse klar vermittelt und in unsere Strategie eingeordnet. Das ergab konkrete Handlungsempfehlungen, mit denen wir erfolgreich im Marketing arbeiten konnten. Ein großer Dank für weiterführende Erkenntnisse und eine klasse Experten-Diskussion"
Johannes E.
Hamburg Marketing
"Working with Brand Science Institute was an exceptional experience from start to finish. Their unique blend of deep market knowledge, rigorous research, and innovative thinking truly sets them apart in the field of brand strategy. They don’t just deliver recommendations; they craft tailored, actionable solutions that are both insightful and highly effective..."
Meike V.
Olympus
"Ein Ort für neue Ideen und inspirierende Impulse. Mit BSI haben wir außergewöhnliche Berater an unsere Seite bekommen, der sich nicht auf Mainstream-Argumentationen und Ableitungen zufriedengibt. Hier wird neu gedacht, kräftig an bestehenden Gedankenmodellen gerüttelt und dann sehr professionell umgesetzt. Gerne immer wieder."
Oliver G.
Deutsche Post
"Das Brand Science Institute hat uns wirklich beeindruckt! Die Expertise im Bereich KI und Suchmaschinenoptimierung ist außergewöhnlich und hat unser Unternehmen auf das nächste Level gebracht. Die Zusammenarbeit war jederzeit professionell und lösungsorientiert. Das Team hat unsere Bedürfnisse genau verstanden und individuelle Strategien entwickelt..."
Oliver K.
Penske Sportwagen
BSI played a pivotal role in our e-mobility project, managing the entire digital frontend infrastructure. Their expertise in innovative digital solutions and seamless execution significantly contributed to the success of this initiative. BSI's strategic approach and commitment to excellence make them an outstanding partner for driving transformative projects."
Andreas L.
Shell
"BSI has been an invaluable partner in shaping our social media strategy, particularly in navigating the complex and dynamic landscape of social media apps in Asia. Their deep understanding of regional platforms and cultural nuances enabled us to create impactful campaigns and strengthen our presence across key markets. BSI's expertise and innovative approach have set a new benchmark for excellence in digital engagement."
Lahrs S.
LEGO
"Working with the BSI has been a game-changer for our digital strategy. Their unparalleled expertise in marketing innovation and customer engagement has helped us redefine how we connect with our users. BSI’s data-driven approach and their ability to adapt to the unique demands of the Chinese market have delivered exceptional results, setting a new standard for our marketing initiatives."
Peter F.
China Mobile
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