Einleitung
Die Feiertage stellen in vielen Gesellschaften eine besondere Zeit dar, geprägt von Traditionen, sozialem Austausch und erhöhtem Konsum. Historisch wurden die negativen Folgen dieser Zeit hauptsächlich mit exzessivem Konsum von Lebensmitteln (Süßigkeiten und deftige Mahlzeiten) sowie alkoholischen Getränken assoziiert. Daraus resultierende Beschwerden wie Gewichtszunahme, Trägheit und Verdauungsprobleme führten häufig zu Neujahrsvorsätzen wie der Teilnahme an Fitnessprogrammen oder Diäten.
Mit der digitalen Transformation der letzten zwei Jahrzehnte hat sich jedoch ein grundlegender Wandel in den Konsummustern ergeben. Der digitale Konsum – insbesondere die intensive Nutzung sozialer Netzwerke und Plattformen, mobiler Anwendungen und digitaler Kommunikationsmittel – hat traditionelle Konsumbereiche teilweise verdrängt und dominiert bei exzessivem Konsum zunehmend die Feiertagszeit. Dieser Wandel wirft neue Herausforderungen auf, insbesondere hinsichtlich psychischer Belastungen, für die bislang keine etablierten Kompensationsmaßnahmen existieren, wie beispielsweise der Gang ins Fitnessstudio oder die Teilnahme an Abnehmprogrammen.
Ziel dieser Ad-hoc-Untersuchung war es, diesen Wandel umfassend zu analysieren, die psychischen Auswirkungen des digitalen Konsums im Vergleich zu klassischen Konsummustern darzustellen und auf die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen und institutionellen Reaktion hinzuweisen.
Methode
Die Datenerhebung erfolgte mittels einer quantitativen Befragung von 1.012 Erwachsenen in zwei Altersgruppen:
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18–34 Jahre, repräsentativ für die digital affine Generation.
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35–60 Jahre, repräsentativ für die Übergangsgeneration zwischen analogen und digitalen Gewohnheiten.
Erhoben wurden Daten zu folgenden Konsumbereichen während der Feiertage:
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Alkoholkonsum
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Konsum deftiger Speisen
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Süßigkeitenkonsum
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Digitaler Konsum
Zusätzlich wurden subjektive Belastungen in den jeweiligen Bereichen sowie potenzielle Bewältigungsstrategien erfragt. Die Ergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.
Ergebnisse
1. Alkoholkonsum
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18–34 Jahre: 22 % der Befragten gaben an, während der Feiertage überdurchschnittlich viel Alkohol konsumiert zu haben.
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35–60 Jahre: Der Anteil lag bei 25 %.
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Subjektive Belastung: Weniger als 30 % der Befragten fühlten sich durch den Alkoholkonsum belastet.
2. Konsum deftiger Speisen
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18–34 Jahre: 42 % berichteten von einem erhöhten Konsum fetthaltiger Speisen.
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35–60 Jahre: Mit 45 % war der Anteil bei älteren Befragten leicht höher.
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Subjektive Belastung: Rund 40 % der Befragten gaben an, sich körperlich belastet zu fühlen (z. B. durch Trägheit, Verdauungsprobleme).
3. Süßigkeitenkonsum
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18–34 Jahre: 28 % verzeichneten einen erhöhten Süßigkeitenkonsum.
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35–60 Jahre: Der Anteil lag bei 35 %.
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Subjektive Belastung: Weniger als 33 % der Befragten berichteten von deutlicher Belastung.
4. Digitaler Konsum
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18–34 Jahre: 52 % der Befragten gaben an, ihren digitalen Konsum während der Feiertage signifikant gesteigert zu haben.
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35–60 Jahre: 48 % berichteten ebenfalls von verstärktem digitalem Konsum.
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Subjektive Belastung: Über 50 % der Teilnehmer fühlten sich nach den Feiertagen gestresst, unzufrieden oder psychisch belastet.
Diskussion
1. Wandel von körperlicher zu psychischer Belastung
Traditionell waren körperliche Beschwerden wie Gewichtszunahme oder Verdauungsprobleme die häufigsten negativen Folgen der Feiertage. Diese führten zu einer stark ausgeprägten Neujahrskultur, die Fitnessstudios, Diätprogramme und Werbekampagnen prägte.
Heute zeigt sich ein deutlicher Wandel: Der digitale Konsum hat klassische Konsumbereiche in vielen Fällen überholt und belastet vor allem die Psyche. Teilnehmer berichteten von Gefühlen wie:
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Stress und Erschöpfung: durch ständige Informationsaufnahme und die Flut digitaler Eindrücke.
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Unzufriedenheit: durch den Vergleich mit idealisierten Darstellungen in sozialen Netzwerken.
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Zeitverschwendung: durch unbewusst verbrachte Stunden in Apps oder auf Plattformen.
2. Fehlende Kompensationsstrategien für digitalen Konsum
Im Gegensatz zu körperlichen Beschwerden, für die etablierte Bewältigungsstrategien wie Fitness- und Diätprogramme existieren, fehlen systematische Ansätze für den Umgang mit digitaler Übernutzung:
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Kein institutionalisierter Digital Detox: Angebote wie technikfreie Retreats oder Digital-Detox-Workshops sind rar und wenig bekannt.
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Mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz: Während Fitness und Diäten gesellschaftlich positiv konnotiert sind, wird Digital Detox oft als unnötig oder extrem angesehen.
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Fehlende Bewusstseinsbildung: Viele Menschen erkennen nicht, dass ihre Unzufriedenheit nach den Feiertagen mit ihrem digitalen Konsum zusammenhängt.
Schlussfolgerung: Die Relevanz von Digital Detox
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass der digitale Konsum eine zentrale Rolle während der Feiertage spielt und zunehmend als stressiger empfunden wird als klassischer Feiertagskonsum. Es besteht ein Bedarf an Möglichkeiten und Angeboten, die helfen, psychische Belastungen durch digitale Übernutzung zu reduzieren.
Handlungsempfehlungen:
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Aufklärung: Bewusstseinskampagnen über die negativen Folgen von digitalem Konsum, ähnlich wie bei Ernährung oder Alkohol, insbesondere bei jungen Konsumgruppen.
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Digital Detox-Programme: Institutionalisierte Ansätze, die leicht zugänglich sind, etwa Apps zur Selbstkontrolle oder technikfreie Zonen während der Feiertage.
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Gesellschaftliche Normalisierung: Digital Detox sollte ähnlich akzeptiert werden wie körperliche Selbstfürsorge. Initiativen wie "Digital Detox January" könnten diesen Wandel fördern.
Fazit
Der Wandel der Konsummuster während der Feiertage spiegelt den Übergang von einer körperlichen zu einer psychischen Belastung wider. Digitale Medien dominieren zunehmend die Feiertagszeit, und die Gesellschaft hat bislang keine adäquaten Mechanismen entwickelt, um diese neuen Herausforderungen zu bewältigen. Es ist an der Zeit, Digital Detox als notwendige Maßnahme zu etablieren und somit das persönliche und insbesondere das psychische Wohlbefinden nachhaltig zu fördern.